Freizeit und Sinnsuche(mit Concept-Map zur "Philosophie der Lebenskunst") |
Das gängige Klischee, dass die heutigen Jugendlichen
Protagonisten einer hemmungslosen und zutiefst oberflächlichen
Spaßgesellschaft seien, geht nach Ergebnissen mehrerer
aktuellen Jugendkultur-Studien in Deutschland und Österreich
an der Realität vorbei.
Tatsache ist vielmehr, dass die heutige Jugend mehr als jede Jugendgeneration zuvor darum bemüht ist, Lebensernst und Lebensspaß/Lebensgenuss mit hohem Authentizitätsanspruch in ein ausgewogenes und harmonisches Verhältnis zu bringen. Jugend in der Freizeitgesellschaft
Jugendkultur als identitätsstiftende freizeitorientierte ThemenweltDie Jugendkultur mit ihrer bunten Vielfalt an populären jugendkulturellen Szenen spielt heute eine zentrale Rolle in den jugendlichen Freizeitwelten und sie dient den Jugendlichen zugleich auch als Leitkultur. Wie der "4. Bericht zur Lage der Jugend" in Österreich zeigt, finden 8 von 10 Mädchen und Jungen im Alter von 14 bis 19 Jahren eine oder auch mehrere jugendkulturelle Szenen cool oder sympathisch. Sie zählen zur Gruppe der "allgemein Jugendkulturorientierten", die sich mit jugendkulturellen Themenwelten und Stilen auseinandersetzen und sie in ihre Identitätsbildungsprozesse einweben.Der Anteil derer, die sich als feste "Mitglieder" bzw. aktive Produzenten der Jugendkultur begreifen, ist erwartungsgemäß kleiner. Wie die Daten zeigen, sind hier männliche Jugendliche aus mittleren und höheren Bildungsschichten sowie Jugendliche mit hoher Affinität zu neuen Informations- und Kommunikationstechnologien überrepräsentiert. Die treibende Kraft der zeitgenössischen jugendkulturellen Szenen ist demnach im Segment der jungen Trendsetter und Innovatoren zu lokalisieren. Für die Gemeinschaftsbildung der Jugendlichen spielen jugendkulturelle Themenwelten aber auf einer viel breiteren Ebene eine Rolle - insbesondere jene aus den Bereichen Musik und Funsport. Wie die Studien in Deutschland und Österreich zeigen, sind neben der Chemie, die stimmen muss, und der räumlichen Nähe gemeinsame Musikinteressen, lebensstilistische Gemeinsamkeiten, gemeinsame Szenetreffs und teils auch gemeinsame Sportinteressen die zentralen Bindungsfaktoren in jugendlichen Cliquen. Gemeinsames Engagement für gesellschaftliche Anliegen oder gemeinsame Aktivitäten in einer Jugendorganisation spielen für die Bildung fester Freundeskreise hingegen eine deutlich untergeordnete Rolle. Interessantes Detail: Jugend-Cliquen sind großteils nicht strikt altershomogen. Sie sind also nicht Gleichaltrigengruppen im engen Sinne, sondern "Peer-Cliquen", in denen gemeinsame Interessen und Alltagserfahrungen unter annähernd Gleichaltrigen Gruppenidentität stiften und zu denen grundsätzlich auch (etwas) Jüngere und (etwas) Ältere Zugang finden - freilich unter der Voraussetzung, dass sie die in der Clique gemeinschaftsstiftenden Interessen teilen. Lebensziele und WerteGerade die jugendkulturorientierten Jugendlichen wirken nach außen hin oft irritierend expressiv und - zumindest für jene, die sich mit Jugendkultur nicht näher beschäftigen - häufig auch ein wenig oberflächlich. Wie der 4. Bericht zur Lage der Jugend in Österreich zeigt, sind sie innen drin meist aber verblüffend solide.In ihren Lebenszielen und Werten bewegen sich die Jugendlichen großteils nicht auf Konfrontationskurs zu den Wertewelten der Elterngeneration. Die wichtigsten Lebensziele, die Jugendliche verfolgen, sind, gute Freunde und ein harmonisches Familienleben zu haben, Sicherheit - ganz allgemein gesehen und im speziellen ein sicherer Arbeitsplatz, Spaß im Leben zu haben und später einmal einen Beruf auszuüben, der nicht nur pure Pflicht ist, sondern auch Raum für Selbstverwirklichung bietet und Freude macht. Für eine subjektiv gelungene Jugendphase ist natürlich die richtige Dosis Spaß im Leben wichtig. Doch Spaß ist nicht alles. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Ausbildung als Investition in die berufliche Zukunft gewinnt bei der heutigen Jugend immer mehr an Bedeutung - nicht zuletzt deshalb, weil die Jugendgeneration der Jahrtausendwende in Österreich wie in Deutschland in eine beruflich unsichere Zukunft blickt. Ausbildung und Arbeit haben in den Lebensperspektiven der Jugendlichen während der letzten Jahre tendenziell an Bedeutung gewonnen; auch das Leistungsbewusstsein der Jugendlichen ist leicht gestiegen. Der Leitsatz der heutigen Jugendgeneration scheint zu lauten: "Nimm dein Leben selbst in die Hand." In den Selbstkonzepten der Jugendlichen manifestiert sich ein tiefer Wunsch, selbstbestimmt, selbständig und selbstverantwortlich zu sein. Überall dort, wo sich die Jugendlichen von der Erwachsenengesellschaft mit ihren Anliegen und Problemen ungenügend verstanden fühlen, wird dieser Wunsch nach Selbstverantwortlichkeit freilich ungewollt zum Zwang. Das Lebensmotto der Jugendlichen lautet dann plötzlich durchaus resignativ: "Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner." Zusammenfassung der Ergebnisse des "4. Bericht zur Lage der Jugend in Österreich" und verschiedener Studien in Deutschland "Philosophie der Lebenskunst" im UnterrichtDie Frage nach dem "Sinn des Lebens" wird in der Schule gewöhnlich ausgeblendet, obwohl für junge Menschen sicher nichts interessanter ist als ebendiese. Natürlich kann die Schule darauf auch keine normative, geschweige denn letztgültige Antwort geben, zumal die Antwort "Lernen" wohl kaum breitere Akzeptanz fände ;-) Was aber Schule dazu leisten kann, ist die Förderung der geistigen Auseinandersetzung mit unseren subjektiven und 'objektiven' Lebensbedingungen - und das nicht nur im Fach Ethik! Es geht dabei um eine "Philosophie der Lebenskunst", die ja nicht nur eine Angelegentheit der individuellen Launen ist, sondern sich durch Reflexion und Diskurs über 'sinnvolle', also vernetzte, Weltvorstellungen entwickeln lässt. Und das nicht nur auf der rationalen Ebene, sondern auch zur Bewusstwerdung der eigenen emotionalen Grundhaltung, aus der ja erst die Motivation für eine individuell (gelingende) Lebensführung erwächst. Als Anregung dazu hier eine Mind-Map, die ihr nicht nur diskutieren, sondern selbst mit eigenen Einsichten bereichern, verändern und erweitern könnt. Concept-Map "Philosophie der Lebenskunst" (in progress)Selbstverständlich könnt ihr die Map auch ausdrucken (CC-License), im Unterricht verwenden oder eure eigene gestalten - Anleitung nebst Link zur Software in den "Philosophischen Schnipseln". Werner Friebel
Völlig out...
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