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Lateinunterricht & |
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Vorab: Latein ist keine "tote"
Sprache!
Es ist zwar richtig, daß niemand mehr Latein als Muttersprache spricht, doch es lebt heute noch in fast allen west- und mitteleuropäischen Sprachen weiter. Da die Römer vor langer Zeit fast ganz Europa beherrscht hatten, wurde die lateinische Sprache zur gemeinsamen Grundlage vieler Sprachen des europäischen Kulturraumes. So sind etwa 90 Prozent des Wortschatzes der romanischen Sprachen lateinischen Ursprungs. Zu den romanischen Sprachen zählen unter anderem die französische, die italienische, die spanische und die portugiesische Sprache. Was viele vielleicht nicht wissen ist, daß selbst in der englischen Sprache der Anteil von Wörtern mit lateinischen Wurzeln 50-60 Prozent beträgt und in dem von uns eher als slawisch vermuteten Rumänisch ebenfalls (das "Schwarze Meer" war einst die Kornkammer der Antike)! Da über 800 Millionen Menschen eine romanische Sprache zur Muttersprache haben und fast 450 Millionen Menschen Englisch/Amerikanisch als Muttersprache sprechen, sind Lateinkenntnisse ein wertvoller Schlüssel zu den westlichen Weltsprachen, woraus sich m.E. wichtige Konsequenzen für eine Modernisierung des Lateinunterrichts und seiner öffentlichen Reputation ergeben. |
Doch zunächst ein paar Beispiele für
diese Gemeinsamkeiten:
Europäische Sprachen teilen sich mit dem Lateinischen aber nicht nur den gemeinsamen Wortschatz. Auch die Grammatik vieler dieser Sprachen beruht auf der lateinischen Grammatik bzw. wurde von der lateinischen Grammatik nachhaltig beeinflußt. Möchte man später einmal eine dieser modernen Sprachen lernen oder ist man aus beruflichen Gründen sogar dazu gezwungen, dann wird das Wissen, das der Lateinunterricht vermittelt hat, das Erlernen dieser Sprachen außerordentlich erleichtern. Von manchen Altsprachler-Freaks wird noch die besondere Ästhetik und Schönheit des Lateinischen (und auch Altgriechischen) hervorgehoben; das mag wohl sein, doch ich glaube, daß hinter diesem Argument ein unvertretbarer elitärer Dünkel steckt, der eher zur Abschreckung vom Latein führt. So ziemlich alle über Jahrhunderte evolutionierte Sprachen haben eine besondere Ästhetik in Grammatik, Wortschatz und Sprachmelodie. Deshalb bin ich der Ansicht, daß bei der Diskussion über die Lateinpädagogik der pragmatische Aspekt im Vordergrund stehen sollte. |
Dazu gehört auch die Tatsache, daß
der Lateinunterricht bis heute seine pädagogische Legitimation
als universelles Grundlagenfach für eine studienorientierte
philologisch-historische Bildungsrichtung begründet. Durch die
Anforderung des Latinums als Zugangsberechtigung für manche
Studiengänge in Deutschland wird dies durch die Kultus- bzw.
Bildungsministerien unterstützt. Einige wissenschaftliche Fachsprachen (vor allem die Medizin und Pharmazie, teilweise die Rechtswissenschaft) beruhen auf dem Lateinischen. Natürlich ist auch der geschichtsdidaktische Zusammenhang evident und zeigt auch hier die Notwendigkeit einer besseren Vernetzung der Unterrichtsfächer! Zwei Ideen zu einer zeitgemäßeren Didaktik des Lateinunterrichts
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